Wertminderung nach Unfall – Alle wichtigen Informationen auf einen Blick!

Autounfälle gehören leider zum Alltag auf Deutschlands Straßen – über 7.000 Mal kracht es pro Tag. Dabei entstehen oft Schäden am Fahrzeug, die teuer repariert werden müssen. Darüber kann es zu einer Wertminderung des Fahrzeugs kommen , trotz erfolgter Reparatur, da der Wagen nun als Unfallwagen gilt. Erfahren Sie hier, was Wertminderung nach Unfall bedeutet, wie sie berechnet und erstattet werden kann, wann keine Wertminderung anerkannt wird und welche Rolle Unfallgutachten für die Feststellung einer Wertminderung spielen.

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Wertminderung nach Ruhkopf / Sahm

Diese Methode zielt schwerpunktmäßig auf das Verhältnis von Reparaturkosten zum Wiederbeschaffungswert ab.

• RK = Reparaturkosten
• VW = Veräußerungswert (Zeitwert)
• NP = ehemaliger Neupreis
• M = Alter des Wagens in Monaten

Xr ergibt sich aus einem Faktor, der zwischen 3 und 7 liegt und wie folgt berechnet wird: 100 x RK ÷ VW. Heraus kommt ein Prozentwert, welcher in folgende Tabelle einzusortieren ist, der Faktor ist dort abzulesen:

Eine erste Berechnung können Sie hier vornehmen

In welchen Fällen wird keine oder nur eine gekürzte Wertminderung angesetzt?

In manchen Fällen ist keine oder nur eine reduzierte Anrechnung von Wertminderung möglich.

Kürzung der Wertminderung nach einem Unfall

Hohes Alter des Kfz

Die meisten Berechnungsverfahren berücksichtigen das Alter des Fahrzeugs bzw. dessen Kilometerleistung und die Wertminderung wird immer geringer.

Unerheblicher Blechschaden

Lt. einer Entscheidung des BGH führen kleinere Schäden, die beim Verkauf nicht erwähnt werden müssen, nicht zu einem merkantilen Minderwert. Dies gilt vor allem für oberflächliche Blech- und Lackschäden, die durch eine Lackierung behoben werden können.

Wichtig: Es gibt es keine Untergrenze für eine merkantile Wertminderung. Die verschiedenen Berechnungsverfahren für die Wertminderung zeigen ebenfalls kein einheitliches Bild.

Fiktive Abrechnung

Bei einer fiktiven Abrechnung werden auf Grundlage eines Gutachtens bzw. eines Kostenvoranschlags alle Schadenspositionen erstattet, ohne dass eine Reparatur erfolgt. Es erfolgt allerdings keine Erstattung der Mehrwertsteuer, diese wird nur erstattet, wenn sie auch angefallen ist, also bei Durchführung einer Reparatur.  Ist der Geschädigte Vorsteuerabzug berechtigt, werden auch Gutachter- und Rechtsanwaltskosten nur netto reguliert.

Wichtig: Inwieweit eine merkantile Wertminderung im Rahmen einer fiktiven Abrechnung anerkannt oder angefochten wird, wird im Einzelfall entschieden.

Bei einem Totalschaden entfällt die Wertminderung ebenfalls. Die Versicherung zahlt lediglich den Wiederbeschaffungswert abzüglich des Restwerts an den Geschädigten. Alternativ sind die Erstattung der Reparaturkosten, eine Nutzungsausfallentschädigung oder Schmerzensgeld möglich.

Gutachten – unbedingt notwendig!

Auch bei augenscheinlich kleinen Schäden, sollten Sie unbedingt ein Gutachten erstellen lassen. So erhalten Sie einen Überblick über eine mögliche Wertminderung.

Es kommt nicht selten vor, dass die Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers die beantragte Werteminderung kürzt mit Hinweis auf andere Berechnungsmethoden (z.B. MFM).

Wer jedoch im Besitz eines eigenen Kfz-Sachverständigengutachtens ist, hat gute Chancen, dass die Versicherung nach Aufforderung nachreguliert, da das Sachverständigengutachten als Indiz für eine korrekte Bezifferung der Wertminderung gewertet wird.

Es gibt auch viele Gerichte, die kein eigenes Sachverständigengutachten einholen, sondern auf das vorliegende Gutachten abstellen. Dadurch obliegt es dem Gutachter, die Wertminderung zu beziffern. Die endgültige Entscheidung trifft dann auf Grundlage eines Gutachtens der zuständige Richter.

Wertminderung nach Unfall ohne Gutachten

Der normale Kostenvoranschlag einer Werkstatt berücksichtigt den Werteverlust nicht, sondern lediglich die reinen Reparaturkosten. Zur Ermittlung des Wertverlustes sollte der Geschädigte unbedingt einen Sachverständigen beauftragen. Dieser ist dann in der Wahl der Methode der Berechnung frei, die Versicherung gibt nicht die Berechnungsmethode vor.

Beauftragen Sie daher unbedingt nach einem nicht selbstverschuldeten Unfall einen Gutachten! Stimmen Sie keiner Regelung nur gegen Kostenvoranschlag zu! Wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung und sind stets erreichbar. Das Gutachten erhalten Sie innerhalb von 24 Stunden. Rufen Sie uns an!

Wie beantragt man die Wertminderung nach einem Unfall?

Beauftragen Sie unbedingt einen Gutachter Ihrer Wahl und lassen Sie sich nicht von der Versicherung des Unfallverursachers einen Gutachter vorgeben. Ihr Gutachter handelt neutral und in Ihrem Interesse, der Gutachter der Versicherung dagegen versucht, den Schaden für die Versicherung möglichst gering zu halten und wird daher ggf. eine Berechnungsmethode anwenden, die die Erstattung einer Wertminderung ausschließt. Ihr Gutachter dagegen ist bei der Wahl der Berechnungsmethode frei.

Sobald Sie das Gutachten erhalten haben, schicken Sie es an die Versicherung des Unfallverursachers und machen neben den Reparaturkosten und Gutachterkosten auch die Wertminderung geltend.

Unser Tipp: Als bei den Versicherungen bekannter Kfz Gutachter übernehmen wir gerne die gesamte Abwicklung mit der Versicherung für Sie! Sie brauchen sich dann um den ganzen Papierkram nicht zu kümmern.

Falls Sie die Abwicklung selbst übernehmen möchten, sollten Sie die Versicherung auffordern, innerhalb einer angemessenen Frist den Schaden zu erstatten. Überlegen Sie gut, ob Sie diese Abwicklung nicht lieber dem Kfz Gutachter überlassen oder einen Anwalt beauftragen möchten, der Ihnen hilft, Ihre Ansprüche durchzusetzen. Die Anwaltskosten müssen von der Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers übernommen werden.

Wer bekommt die Wertminderung nach einem Unfall ausgezahlt?

Die Wertminderung nach einem Unfall steht dem Eigentümer des Fahrzeugs zu. Dieser muss das Fahrzeug dazu nicht zwingend reparieren lassen. Es besteht auch die Möglichkeit, sich die Reparaturkosten auf Grundlage eines Gutachtens auszahlen zu lassen. Bei Leasingfahrzeugen erhält der Leasinggeber – nicht der Fahrer – die Wertminderung. Bei finanzierten Fahrzeugen erhält die finanzierende Bank die Auszahlung.

Nähere Informationen zu Wertminderung bei Leasingfahrzeugen und finanzierten Fahrzeugen finden Sie weiter unten im Text!

Wer zahlt die Wertminderung nach einem Unfall?

Verantwortlich für die Zahlung der Reparaturen, des Gutachtens und der Wertminderung ist die Kfz-Haftpflichtversicherung des Unfallverursachers. Vollkasko-Versicherungen zahlen in der Regel keine Wertminderungen, es sei denn, die Versicherung bietet es ausdrücklich an.

Sonderfall: Vollkasko Wertminderung

Lt. Allgemeinen Bedingungen der Kfz-Versicherung ist es grundsätzlich nicht vorgesehen, dass im Rahmen eines Vollkasko-Schadens eine Wertminderung gezahlt wird. Es sind jedoch abweichende Vereinbarungen mit Versicherungen möglich. Prüfen Sie daher bei einem selbstverschuldeten Unfall die Versicherungsbedingungen Ihrer Vollkasko-Versicherung dahingehen, ob eine Wertminderung angerechnet werden kann.

Weitere Fragen zum Thema Wertminderung

Wir haben für Sie hier noch einige weitere Informationen zusammengestellt, die beim Thema Wertminderung nach Unfall auftreten können:

Wertminderung bei einem Leasingfahrzeug

Grundsätzlich steht die Wertminderung dem Leasinggeber zu, dieser ist und bleibt Eigentümer des Fahrzeugs. Informieren Sie den Leasingeber sofort nach dem Unfall. Der Leasingvertrag enthält stets genaue Angaben dazu, wie man sich nach einem Unfall zu verhalten hat.

Wertminderung bei einem finanzierten Auto

Bei einem finanzierten Auto steht die Wertminderung zunächst der finanzierenden Bank zu. Diese rechnet die Wertminderung jedoch auf den Restfinanzierungsbetrag an, so dass es sich lediglich um eine Verschiebung in der Wertekette handelt. Sie sollten Rücksprache mit der finanzierenden Bank halten, ob die Wertminderung nicht doch direkt an Sie gezahlt werden kann.

Wertminderung nach Unfall in Österreich

Falls der Unfall in Österreich passiert, findet österreichisches Recht Anwendung. Gutachterkosten werden auch nach österreichischem Recht grundsätzlich erstattet, allerdings nur, falls der Schaden nicht vorab durch die österreichische Versicherung besichtigt wurde – was der Versicherung vorab ermöglicht werden sollte. Die Wertminderung wird nach österreichischen Formeln berechnet und für höchstens zwei bis drei Jahre alte Fahrzeuge ohne Vorschäden gezahlt.

Unbedingt beachten: In Österreich verjähren Schadensersatzansprüche nach drei Jahren!

Wertminderung nach Unfall im Ausland

Bei einem Unfall im Ausland greifen i.d.R. die jeweils nationales Gesetze. Hier kann es zu teilweise wesentlich weniger Schadensersatz kommen.

Der Schaden­ersatz richtet sich bei einem Unfall im Ausland nicht nach deutschem Recht, sondern nach dem Recht des Staates, in dem der Unfall passiert – es sei denn, der Unfall­gegner ist ebenfalls aus Deutsch­land. Dann gilt deutsches Recht.

Die Regeln für den Schaden­ersatz unterscheiden sich erheblich, selbst inner­halb der EU. Oft wird deutlich weniger gezahlt als in Deutsch­land. In Frank­reich und Spanien werden Anwalts­kosten meist nicht ersetzt. Wert­minderung, Mietwagen und Gutachter­kosten muss das Unfall­opfer oft selbst tragen. Es empfiehlt sich, einen Anwalt einzuschalten – auch wenn dieser oft selbst zu zahlen ist. Dies gilt vor allem bei Unfällen außer­halb Europas. Die Schaden­regulierung mit ausländischen Versiche­rern ist häufig nerven­aufreibend und lang­wierig und dauert oft Monate.

Wertminderung bei einem LKW

Oft wird von Versicherungen angenommen, dass bei LKW keine merkantile Wertminderung eintritt. Lt. Rechtsprechung des BGH gibt es jedoch bei Nutzfahrzeugen und auch bei LKW grundsätzlich die Möglichkeit, eine Wertminderung anzurechnen, sobald für solche Fahrzeuge ein Gebrauchtwagenmarkt besteht.

Weitere Berechnungsmodelle

Neben der oben genannten Methode nach Ruhkopf / Sahm gibt es eine Vielzahl weiterer Modelle, die jedoch teilweise nur regional und oder eher selten angewendet werden.

Wertminderung nach dem Hamburger Modell

Das Hamburger Modell zur Berechnung der Wertminderung wurde 1981 vom hanseatischen Oberlandesgericht entwickelt und wird vor allem regional in Hamburg angewendet.

Bei diesem Modell wird die Wertminderung anhand der Prozente der Reparaturkosten in Relation zur Laufleistung des Fahrzeuges ermittelt.

Wertminderung nach dem Bremer Modell

Die Berechnung nach dem Bremer Modell ist ähnlich wie die nach dem Hamburger Modell. Hier werden die erheblichen Reparaturkosten in Relation zum Fahrzeugalter gesetzt.

Berechnungsmethode des BVSK

Die Methode des BVSK (Bundesverband der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen) berücksichtigt folgende Parameter:

K-Faktor = Korrekturfaktor vorheriger Unfallschäden (Wert bei diesem Faktor liegt zwischen 0,5 und 1, wobei 0,5-0,8 für reparierte Vorschäden steht und 1 keine Schäden ausdrückt)

M-Wert = Korrekturfaktor der Marktgängigkeit (Wert ist eine Prozentzahl zwischen -0,5% für gute Marktgängigkeit und 2% für keine Marktgängigkeit)

WBW = Wiederbeschaffungswert des Wagens zum Unfallzeitpunkt

%-Wert = Schadensintensität (Wert ist eine Prozentzahl zwischen 0% für leichte Schäden und 8% für Schäden z.B. mit Ersatz von Anbauteilen)

Berechnungsmethode nach Halbgewachs (Dekra-Modell)

Die Methode nach Halbgewachs ähnelt der Methode von Ruhkopf / Sahm, berücksichtigt aber dazu noch das Aufwandsverhältnis von Arbeitskosten zu Materialkosten (Arbeitskosten : Materialkosten x 100) als Faktor.

X ist dabei die Summe aus dem Wertverhältnis (W), dem Kostenverhältnis (K) und dem Aufwandsverhältnis (A):

• W = 100 x Veräußerungswert ÷ Neupreis
• A = 100 x Lohnkosten ÷ Materialkosten
• K = 100 x Gesamtreparaturkosten ÷ Veräußerungswert

In der Praxis wird diese Methode kaum angewandt, da sie komplizierter ist als andere Verfahren.

Marktrelevanz- und Faktorenmethode (MFM) von Zeisberg

Diese Methode berücksichtigt sowohl rechtliche als auch technische Aspekte und nimmt auch Bezug auf Marktveränderungen.

Folgende Faktoren werden berücksichtigt:

• FV = Faktor Vorschaden (Wert zwischen 0,2 für erheblichen Vorschaden und 1,0 für Kfz ohne Vorschaden)
• FM = Faktor Marktgängigkeit (Wert zwischen 1,4 für schwer verkäufliche Fahrzeuge bis 0,6 für Fahrzeuge bei denen die Nachfrage das Angebot übersteigt)
• SU = Schadensumfang (Wert zwischen 0,2 für Erneuerung oder Instandsetzung von Anbauteilen bis 1 für erhebliche Instandsetzung)
• AK = Alterskorrektur (Alter des Wagens in Monaten bezugnehmend auf einen nicht-linearen Kurvenverlauf, z.B. 0,25 für ein halbes Jahr altes Fahrzeug, 0 bei einem ein Jahr altem Fahrzeug)
• NP = Neupreis
• RK = Reparaturkosten
• VW = Veräußerungswert

Berechnung des Minderwertes nach dem Kasseler Modell

Das Kasseler Modell zur Berechnung der Wertminderung orientiert sich an Ruhkopf / Sahm und wird nur regional verwendet. Bei diesem Modell fehlt die Ausnahmeregelung, d.h. auch bei einem Bagatellschaden wird eine – wenn auch sehr geringe – Wertminderung angesetzt.

Berechnungsmethode Minderwert nach der Entschließung des 13. Verkehrsgerichtstags

Da sich die Entwicklung einer einheitlichen Regelung für die Wertminderung als schwierig erwies, veröffentlichte der Deutsche Verkehrsgerichtstag 1975 zwei verschiedene Formeln, die sich jedoch in der Praxis kaum anwenden lassen, da sie in Details zu vage definiert sind. So wird z.B. nicht definiert, was ein „erheblicher Schaden“ ist. Vereinfacht dargestellt wird mit 2/3 der Netto-Gesamtreparaturkosten gerechnet, dies entspricht ungefähr den erheblichen Reparaturkosten.

Fazit

Die Berechnung der Wertminderung nach einem Unfall ist ein komplexes Thema.Wir möchten Sie jedoch beruhigen : Sie selbst müssen diese komplizierten Berechnungsverfahren nicht anwenden. Wir als Kfz Sachverständige erstellen Ihnen innerhalb von 24 Stunden ein Gutachten, dass alle Rahmenbedingungen berücksichtigt und Ihnen hilft, eine angemessene Wertminderung geltend zu machen. Melden Sie sich gerne bei uns – wir sind immer für Sie da!

*Hinweis: Die Informationen in diesem Artikel ersetzen keine Rechtsberatung. Bitte konsultieren Sie für eine rechtlich bindende Beratung einen Rechtsanwalt für Verkehrsrecht.